Presseinformation
Mainz. –
Erstmals warnt eine europäische Fachbehörde ausdrücklich vor
gesundheitlichen Gefahren des Mobilfunks. Im ARD-Politikmagazin REPORT
MAINZ sagte die Direktorin der Europäischen Umweltagentur (EEA),
Professor Jacqueline McGlade:
„Handys mögen schwach strahlen, aber es
gibt genügend Beweise für Wirkungen auch bei schwacher Strahlung, dass
wir jetzt handeln müssen. Es gibt klare Beweise, dass starke
Handy-Nutzer, die also ihr Handy etwa 460 Stunden im Jahr genutzt
haben und das mehr als 15 Jahre lang, dass sie Ausprägungen von
Hirntumoren gezeigt haben, wie Gliomen und anderen Arten von Tumoren.“
Die Europäische Umweltagentur in Kopenhagen bezieht sich dabei auf
einen
600-seitigen Bericht der sogenannten „Bioinitiative Group“, ein
Zusammenschluss von Wissenschaftlern, die 2000 Studien zur Wirkung von
Elektromagnetischen Feldern ausgewertet haben. Die Umweltfachbehörde
derpäischen Union ist Mitautor dieses Berichts. Ein zentrales
Ergebnis im Bericht: „Nach mehr als 10 Jahren Handynutzung erhöht sich
das Hirntumorrisiko um 20 bis 200%“.
Außerdem gebe es, so die EEA-Direktorin Jacqueline
McGlade, durch Mobilfunkstrahlung unterhalb der geltenden Grenzwerte
Effekte in menschlichen Zellen: „Sie stören Zellpro-zesse, den
Signalaustausch zwischen Zellen. Wenn das über einen langen Zeitraum
passiert, können diese Störungen natürlich zu Langzeiteffekten wie
Krebs führen. Und das sind die Effekte, die uns am meisten
beunruhigen.“
Deshalb rät die EU-Umweltagentur dazu, die
geltenden Grenzwerte im Hinblick auf solche biologischen Effekte neu
zu definieren und damit zu senken. Bisher sind allein thermische
Effekte, also die Erwärmung von Gewebe durch Mobilfunkfelder,
ausschlaggebend für die Festlegung der Grenzwerte.
Eine Senkung
der Grenzwerte fordert im Politikmagazin des SWR-Fernsehens auch Prof.
Franz Adlkofer, Koordinator des von der EU finanzierten
Mobilfunkforschungsprogramms REFLEX. In mehreren Versuchsreihen der
REFLEX-Forscher waren im Zellversuch gentoxische Effekte durch
Mobilfunkfelder unterhalb der Grenzwerte festgestellt worden. In einer
noch nicht publizierten Versuchsreihe mit der modernsten
Handytechnologie UMTS seien diese Effekte bestätigt worden, nämlich
DNA-Strangbrüche und Mikrokernbildung, sagte Prof. Franz Adlkofer im
Interview mit REPORT MAINZ: „Wir haben im Reflex Projekt biologische
Effekte weit unterhalb der Grenzwerte gefunden. Bei der letzten
Untersuchung, bei der es um die Frage ging,
ob auch UMTS biologisch wirksam ist, bei einem 40igstel der Grenzwerte
das heißt bei 0,05 Watt pro Kilogramm.“
Die EU-Umweltagentur
sieht beim Thema Mobilfunk Parallelen zu anderen Umweltrisiken wie
Asbest, Röntgenstrahlen, Rauchen oder Blei-Belastungen. In der
Vergangenheit seien viel zu oft Umweltrisiken unterschätzt worden.
Diese Fehler sollte man beim Mobilfunk nicht noch einmal machen. Die
EEA-Direktorin Prof. McGlade sagte im ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ:
„Warum die Bevölkerung einer Gefahr aussetzen, wenn man jetzt etwas
tun kann. Es ist Zeit für uns alle, öffentliche Entscheidungsträger,
Eltern, jeden Einzelnen, in der Gesellschaft, sich den Hinweisen
bewusst zu werden und dementsprechend zu handeln.“
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